Der Tag des Ortswechsels steht an, das Auto ist beladen, das Häuschen aufgeräumt und geputzt - Abfahrt war gegen 9:30 Uhr.
Im Gegensatz zu den Vorjahren wechselten wir ja nicht wieder vom Süden in den Norden, sondern die Strecke in den Westen war nur etwa 260km lang.
Dadurch sollte es ein entspannter Tag werden, trotz des ein oder anderen ungeplanten Zwischenstopp, um die Landschaft zu bewundern.
Da sich hervorragendes Flugwetter abzeichnete, galt unser erster Stopp erneut dem Thingvellir.
Da wollten wir uns nicht die Chance nehmen lassen, vom dem an diesem Tag spiegelglatten See, ein paar Drohnenaufnahmen zu machen.
Gesagt, getan und kurze Zeit später nahm das Unheil seinen Lauf.
Bei einem (im Nachhinein natürlich leichtsinnigen) Flugmanöver zur Wasseroberfläche hin, reagierten die Sensoren nicht und mit einem Platsch versetzte sich meine Drohne in den vorzeitigen Ruhestand.
Meine Frau vernahm nur zwei Geräusche in Folge: Platsch und Shit
Was bleibt ist ein Abschiedsfoto und der Ärger über mich selbst, der aber doch schnell verzog, da die Situation schließlich nicht zu ändern war.
Wichtig war, es gab keinen Verlust der vorherigen Aufnahmen, da ich mir für die Reise extra noch eine portable SSD zur Datensicherung zugelegt hatte. Diese haben wir jeden Abend von allen Geräten gesichert. Dieser Verlust würde deutlich schwerer wiegen.
Bei DJI habe ich dann in den folgenden Tagen einen FlyAway-Antrag gestellt, bei dessen Abwicklung mir auch DJI bestätigte, dass die Sensoren mit spiegelnden Oberflächen große Problem hätten.
Wir setzten unsere Reise in den Westen fort und bereits beim nächsten Wasserfall, dem Þórufoss, hatte die Schönheit der Landschaft uns wieder eingeholt und der Verlust der Drohne war nahezu vergessen.
Für die Route in den Westen wählten wir ganz bewusst nicht die schnelle Strecke über die Ringstraße, sondern die 47.
Bevor wir allerdings auf die 47 abbogen, kamen wir zuerst noch an einer namenslosen Dampfsäule und dem See Meðalfellsvatn vorbei - hier spiegelte sich die Landschaft in seinem Wasser, sowas sieht man nicht alle Tage.
Die 47 führt einmal um den Hvalfjörður, ein Fjord mit weiteren schönen Wasserfällen, wie dem Kvíslafoss zusammen mit dem Laxfoss, dazu der Fossarétt.
Die Liste vervollständigt der Glymur, der Wasserfall auf Island mit der größten Fallhöhe.
Dieses Jahr sollte es anders kommen und ich plante eine Wanderoute seitlich hoch zum Glymer mit Option auf den Breiðifoss, der noch oberhalb vom Glymur liegt – eine anspruchsvolle Route für ca 4-5 Stunden Wanderzeit für Hin- und Rückweg.
Von unserem Freund Jon hatten wir gestern noch erfahren, das der unteren Weg den wir 2015 zum Teil gewandert sind, bei den Isländern als Knochenbrecher-Route bekannt ist – gut zu wissen.
Ausschlaggebend für unsere Planung war, dass wir natürlich den Glymur endlich sehen wollten und das wir 2015 bis auf ein weiteres Wander-Pärchen, allein in dem Gebiet um den Glymur waren.
So freuten wir uns auf eine anspruchsvolle Tour, mit Ruhe und toller Landschaft.
Da war der Wunsch Vater des Gedanken. Als wir den Parkplatz erreichten, war dieser voll bis auf den letzten Platz, es gab kaum genug freie Fläche, um mit dem Auto wenden zu können.
Wir waren uns dann binnen weniger Sekunden nonverbal einig, wir setzten unsere Fahrt ohne den Glymur fort.
Ich nutze die frei geworden Zeit dann noch für ein paar Flüge, mit unserer kleinen Drohne am Ende des Fjords. Auch hier gab es einen kleinen, aber feinen Wasserfall und der Blick in den Fjord war wunderschön.
Dabei kam ich dann mit einem älteren Isländer ins Gespräch, der aus der Region des Glymur stammte. War ein interessanter Austausch, wie auch er die Entwicklung des Tourismus über die Jahre erlebt hat. Abschließend wünschte er uns noch einen milden Winter wegen der Energiekrise in Deutschland.
Unsere Erfahrung über die Jahre war ausnahmslos positiv, wenn es die Möglichkeit gab, mit Isländern ins Gespräch zu kommen. Wie bei dem Skandinavier am Festland, empfinden wir die Mentalität als sehr angenehm.
Freundlich, hilfsbereit und wenn auch nicht extrovertiert, im Gespräch dennoch immer offen und interessiert.
Die weitere Route führte uns dann in Richtung Ringstraße bzw. Westküste.
Bei Borgames machten wir eine kurze Pause, um einen Blick aufs Meer, die Stadt und die Brücke zu werfen.
Bevor wir mit unseren geplanten Sehenswürdigkeiten weiter machen konnten, mussten wir doch endlich an einer Herde Isländer anhalten – streicheln und füttern – was man zu Hause halt nicht machen würde. Das liegt wohl auch daran, dass die Isländer sich eher auf Augenhöhe bewegen.
Danach ging es fast ohne Unterbrechungen weiter zum Glanni und zum Vulkankrater Grábrók.
Der Aufstieg zum Grábrók gestaltet sich, dank der Stufen, deutlich einfacher als der lose Untergrund am Eidfell auf den Westmännerinseln.
Kurz danach verließen wir die Ringstraße 1, in Richtung der 60, zum unserem Ziel Búðardalur im Westen Islands.
Die Straße führte uns gleich zu Beginn nochmal ordentlich in die Höhe.
Als sich die Straße auf der anderen Seite ins Tal schlängelte, entdeckten wir abseits der Straße, etwas versteckt, noch zwei Wasserfälle.
Das war dann für heute auch der letzte Zwischenhalt, bevor wir in unser Ferienhaus einzogen.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten, konnten wir zum Abschluss des Tages noch den ersten Sonnenuntergang im Westen bestaunen – es wird auch nicht der letzte gewesen sein. 🌅